Trümmerprüfung für Rettungshunde in Erding
Erding - Ein Prüfungswochenende wie es im Buch steht: Herbstliches Bilderbuchwetter begleitete die insgesamt 17 Rettungshundeteams, die aus ganz Bayern nach Erding für die Trümmerprüfung angereist sind.
In der Rettungshundearbeit gibt es verschiedene Sparten, die Trümmerhunde sind neben den Flächensuchhunden (die vermisste Personen vorwiegend im Wald, in der Fläche suchen) und den Personenspürhunden, (die gezielt die Geruchsspur der gesuchten Person verfolgen) ein eigener Bereich. Trümmerhunde werden darauf trainiert, verschüttete Personen nach einem Katastrophenfall zu finden und ermöglichen den Einsatzkräften die schnelle Rettung vor Ort. Nicht alle Rettungshundestaffeln bilden Trümmerhunde aus, denn die Ausbildung erfordert viele zusätzliche Trainings unter speziellen Bedingungen und stellt auch besondere Anforderungen an Mensch und Hund. In Bayern finden auch nur zwei Prüfungen im Jahr statt, so dass aus ganz Bayern Teams zu dieser vom Kreisverband Miesbach ausgerichteten Prüfung zusammenkamen. Tatkräftige Unterstützung in Vorbereitung und Organisation fand die Miesbacher Hundestaffel beim Kreisverband Erding.
Wie alle Rettungshunde im Bayerischen Roten Kreuz muss auch bei Trümmerhunden alle zwei Jahre die Prüfung wiederholt und bei bestandener Prüfung ähnlich wie beim TÜV die Plakette erneuert werden. Denn im Einsatz sind nur geprüfte Hunde zugelassen. Daher waren am Prüfungswochenende einige „alte Hasen“, aber auch Teams zur Erstprüfung anwesend.
In Erding fand die Miesbacher Rettungshundestaffel auf dem Gelände der Firmen Rohrdorfer, HASIT und Fehlberger ideale Prüfungsbedingungen vor. In Trümmerhaufen, Lagerflächen von Steinen, Rohren etc. und in den Gebäuden wurden mit Hilfe von Paletten und vorhandenem Material zwei Tage lang Verstecke gebaut. Denn bei der Prüfung muss der Hund auch ohne Sicht auf die „verschüttete“ Person diese sicher anzeigen. Dies erfordert ganz besondere Fähigkeiten vom Hund, der sich hier ganz auf seine Nase verlassen muss. Nicht nur das, auch trittsicher und furchtlos und dabei sehr selbstständig arbeitend sind wichtige Eigenschaften, die ein Trümmerhund mitbringen muss.
Die Prüfung besteht insgesamt aus vier Teilen. Sie beginnt mit einer theoretischen Prüfung für die Hundeführer. Der zweite Teil ist die Gehorsamprüfung, in der sich Hund und Hundeführer als Team mit verschiedenen Übungen wie Fuß, Sitz, Steh und Platz präsentieren. Auch muss der Hund sicher abgelegt werden – hier entfernt sich der Hundeführer und der Hund sollte auf seinem Platz etwa 10 Minuten ruhig liegen bleiben. Guter Gehorsam ist in den (oft gefährlichen) Trümmerlagen unabdingbar! Danach folgt die sogenannte Gewandtheitsprüfung, in der der Hund über verschiedene Geräte gehen muss: eine Wippe, eine Fassbrücke, eine Leiter und durch einen Tunnel. Der Hund muss diese Aufgaben ruhig und sicher erfüllen und jederzeit gestoppt werden können. Auch dieser Prüfungsteil ist kein Selbstzweck, denn in den Trümmern müssen Hunde beweglich sein und auch mit wackelnden, scheppernden Untergründen zurecht kommen. Und manchmal ist der Zugang zu einem eingestürzten Gebäude nur über eine Leiter möglich. Nur wer diese ersten drei Teile besteht, kommt in die eigentliche Suche, bei der der Hund in einer Maximalzeit von 20 Minuten mehrere versteckte Personen finden muss. Bei der Suche darf sich der Hund nicht von Lärm, Qualm und anderen Menschen ablenken lassen.
Als Versteckhelfer kann es manchmal ganz schön eng und ungemütlich werden – „Ich bin das gewohnt, da ich schon einige Jahre auch im Training der Trümmerhunde dabei bin“ lacht Kathrin Lichtenauer. Trotzdem ist es jedes Mal eine Erleichterung, vom Hund gefunden und durch Bellen angezeigt zu werden.
Insgesamt haben an den beiden Tagen mit neun Teams etwas mehr als die Hälfte die sehr anspruchsvolle Prüfung bestanden.
„Ich bin froh, dass alles so gut geklappt hat, wir fantastisches Wetter hatten und ich so tolle Unterstützung von vielen Helfern hatte“ sagt Dr. Maria Gomolka, die die Prüfung vorbereitet und organisiert hat. Auch Bernd Knecht, einer der Prüfer, lobt die gute Organisation der Veranstaltung.
Ein spezieller Dank geht an dieser Stelle auch an die vielen Firmen, die mit Spenden unterstützt haben:
Futterhaus Poing, Hopf Miesbach, die Käserei Tegernseer Land, die Hundefutterhersteller Platinum, Josera, Lupus Kausnack und Frostfutter Perleberg, Fressnapf Miesbach, SLYRS Destillerie, das Markus Wasmeier Bauernhofmuseum, DINZLER Kaffeerösterei, REWE Hausham und die Essendorfer Genussschmelzerei.
Am Sonntag, den 10.10.2021 war übrigens Welthundetag, ein Tag, an dem die großartigen Eigenschaften und Leistungen des Hundes gewürdigt werden sollten. Denn kein Tier ist so lange und so eng mit der Kulturgeschichte des Menschen verbunden wie der Hund. In der Trümmerarbeit im Bayerischen Roten Kreuz konnten das die Vierbeiner eindrucksvoll unter Beweis stellen.
(Kathrin Lichtenauer)
Foto: © Michael Schabdach: Peter Hentschel mit seinem Hund auf den Trümmern